[Mai 2004] Thema:

Säkularisation und Blasphemie

Für diejenigen unter uns, die in den siebziger Jahren ins Erwachsenenalter eintraten, galt es vielfach als normale Voraussetzung der geschichtlichen Entwicklung, daß Religion verschwindet und daß stattdessen allgemeine Nützlichkeit und wirtschaftliche Rationalität die relevanten politischen und gesellschaftlichen Diskurse bestimmen. Dies war nicht so sehr ein Irrtum als Ausdruck einer Kurzsichtigkeit, nämlich insofern wir die Erfahrung der eigenen Generation für dauernd normativ hielten, ein Fehler dem jede Generation in der einen oder anderen Weise anheimfällt.

Mit der Rückkehr der Religion ins Zentrum der Politik (Moshe Zimmermann datiert diese auf die iranische Revolution im Jahr 1979) ist ein genaueres Studium der Religionen für die politische Entwicklung und den Weltfrieden auf ganz neue Weise wichtig geworden.

Das Thema Blasphemie, das wir mit einem religionsvergleichenden Aufsatz und einer Thesenreihe von Michael Zank zur Diskussion stellen, will in diesem Zusammenhang verstanden werden: als Anregung zur Aufmerksamkeit auf wesentliche Differenzen zwischen den Religionen gerade auf Gebieten, in denen sie sich zu ähneln scheinen. Blasphemie ist kein unwichtiges Thema, wenn der Mensch als in Gottes Ebenbild geschaffen aufgefaßt wird und wenn dieses Ebenbild Gottes erneut und immer wieder verletzt wird und vernichtet werden soll.

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