deutsch
Ein Journal des Postmodern Jewish Philosophy Network
Impressum
Textual Reasoning Seit 1991 betreibt das Postmodern Jewish Philosophy Network Gespräche und Veröffentlichungen, in denen es u.a. darum geht, über den weithin herrschenden Historismus in den jüdischen Studien hinauszugelangen. Über 250 jüdische und nicht-jüdische Philosophen, Textwissenschaftler und Laien aus aller Welt, vor allem bisher aber aus den USA und Israel, beteiligen sich bisher an diesem Gespräch, das bisher vorwiedend auf Englisch stattfand. [Mehr hierzu auf der amerikanischen Seite von TR.]
TR-deutsch existiert seit Anfang des Jahres 2000 und ist der erste Schritt über diese Sprachgrenze hinaus. Wir gehen davon aus, daß man in anderen Sprachbereichen von dem profitieren kann, was TR für den amerikanischen Sprachbereich bereits leistet, und daß umgekehrt auch das amerikanische Gespräch von anderen Gesprächen mit eigener Dynamik bereichert werden kann. Aus diesem Grunde also "tr-deutsch", die deutschsprachige Seite von TR. Eine hiermit verbundene Erweiterung auf den französischen Sprachbereich ist zur Zeit in Planung. Was hier entstehen soll, nennen wir ein internationales "web of webs" (IWW).
Gespräche zwischen PhilosophInn/en und TextwissenschaftlerInn/en Nehmen wir einmal an, daß Denken von Sprache nicht einfach abzulösen sei; daß religiöse Texte in verschiedenen Bildungstraditionen unterschiedlich gelesen werden; daß man die philosophische Tradition nicht ausschliesslich als philosophia perennis verstehen muss, sondern daß es sich immer um eine jeweilige, an jeweilige Symboltraditionen gebundene Traditionen handelt; daß man also nur gewinnen kann, wenn man lokale Diskurse nicht einfach um eines anschauungsblinden Universalismus willen verallgemeinert. -- Wenn Sie in diesen Annahmen ein Körnchen Wahrheit finden, oder zumindest den Impuls dazu fühlen, mit uns darüber zu diskutieren, dann sind Sie bereits mittendrin in dem, was wir Textual Reasoning nennen.
Ohne Anregung von aussen, d.h. von ausserhalb der eigenen Disziplin, von ausserhalb des eigenen (engeren und weiteren) Kulturkreises, und von ausserhalb der eigenen Religion kann, was drinnen ist, sich nicht entwickeln, nicht gedeihen, sich nicht finden. Das Bewußtsein für andere Wege in Philologie und Philosophie kommt nicht aus dem ängstlichen Sichvergraben im Fachgespräch innerhalb des eigenen Fachbereichs, sondern aus der Gelegenheit zum Gespräch mit anderen. Es geht uns also, unter anderem, um die Anregung fachübergreifender, ja die Wissenschaft selbst übergreifender und diese wiederum fördernder Diskurse.
So eine anmassende Zielsetzung hört sich zweifelsohne "religiös" oder "idealistisch" an. Der/die aufgeklärte Wissenschaftler/in mag da den Weihrauch einer Gemeinde riechen oder die Kirchenglocken einer neuen Ideologie vernehmen. Ich denke, es ist wichtig, diesen intuitiven Widerstand nicht zu verleugnen. Vielmehr ist er selbst der Analyse au unterziehen: Woher kommt dieser Widerstand? Wogegen sträubt er sich? Überführt er uns nicht der Gewohnheit, den Vorwand der Wissenschaftlichkeit dazu zu mißbrauchen, durchaus lebenswichtige Aspekte unseres Denkens und Handelns erst garnicht auf der Bildfläche erscheinen zu lassen?
Textual Reasoning lebt aus Gesprächen, die sich um jüdische Texte und textbezogene Traditionen drehen. Passagen aus dem Talmud können dabei ebenso die Gesprächsgrundlage bilden wie die Komik Woody Allen's oder die stand-up routines von Lenny Bruce. Wir sind weder politisch, noch philosophisch, noch religiös einer Meinung oder einer Praxis. Allerdings meinen wir, daß zwischen Leser/in und Text (mindestens) eine Zweibahnstrasse zu befahren sei. Methode bedarf der Korrektur, und Historie ist ungenügend für das Leben mit und aus den Texten, in die wir verwoben sind.
tr-d: Redaktion Dieter Adelmann ist Philosoph, Forscher in Sachen Wissenschaft des Judentums und Mitbegründer eines Instituts für die Pflege der west-aschkenasischen Musiktradition; Astrid Deuber-Mankowsky, Herausgeberin der Zeitschrift Die Philosophin ist kürzlich mit einem neuen Ansatz zur Genese der Philosophie Walter Benjamins hervorgetreten; Gesine Palmer, die unter anderem über John Toland gearbeitet hat, widmet sich besonders dem Gebiet der philosophischen Bedeutung von Torah/Nomos/Ius; und Hartwig Wiedebach ist einer der besten Kenner der Philosophie Hermann Cohens. Unsere Redaktionsmitglieder zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie nicht nur mit der europäischen Szene, sondern ebenso mit den Verhätnissen in Israel und den USA vertraut sind. Michael Zank ist Associate Professor of Religion an der Boston University, war von 1996-2000 editor-in-chief von Textual Reasoning und beschäftigt sich z. Zt. mit dem Verhältnis zwischen moderner jüdischer Philosophie und der europäischen Religionskritik.
Wenn Sie sich an den Diskussionen der amerikanischen oder deutschen Gesprächslisten beteiligen möchten, finden Sie die entsprechenden Subskriptionsinformationen hier. Falls Sie einen Text zum web-Journal beitragen möchten, senden Sie Ihr Manuskript bitte per email oder auf Diskette (vorzugsweise Word/Mactintosh, ansonsten bitte in rich text format) an die folgende Addresse:
Michael Zank
Department of Religion
Boston University
145 Bay State Road
Boston, MA 02215-USA